„Alle Qual vom Herzen schreiben“: Performative Ästhetik von Lust und Schmerz in Margarete Böhmes Tagebuch einer Verlorenen (1905) und Dida Ibsens Geschichte (1907) in Text und Film
Citation
“’Alle Qual vom Herzen Schreiben.’ Performative Ästhetik von Lust und Schmerz in Margarete Böhmes Tagebuch einer Verlorenen(1905) und Dida Ibsens Geschichte(1907) in Text und Film”, in: Schmerz, Lust, Weiblichkeit und Avantgarde in Deutschland, eds. Lorella Bosco and Anke Gilleir. Bielefeld: Aisthesis, 2015, pp. 51-78.
“’Alle Qual vom Herzen Schreiben.’ Performative Ästhetik von Lust und Schmerz in Margarete Böhmes Tagebuch einer Verlorenen(1905) und Dida Ibsens Geschichte(1907) in Text und Film”, in: Schmerz, Lust, Weiblichkeit und Avantgarde in Deutschland, eds. Lorella Bosco and Anke Gilleir. Bielefeld: Aisthesis, 2015, pp. 51-78.
Abstract
Lust und Schmerz spielen in Margarete Böhmes Erfolgsroman Tagebuch einer Verlorenen sowie in seiner ‚Fortsetzung‘ Dida Ibsens Geschichte. Ein Finale zum „Tagebuch einer Verlorenen” als Lebenserfahrungen der Protagonistinnen eine große Rolle und wurden auch in der Vermarktung der Texte wiederholt und auf zum Teil spektakuläre Weise eingesetzt. Die fiktiven Lebensberichte dieser jungen Frauen, die ungewollt zu Prostituierten werden, sind strukturiert und bestimmt durch die Beschreibungen intensiver, subjektiver Empfindungen, und so bedarf die Ästhetisierung von Lusterfahrung und Schmerzerleben in den literarischen Texten sowie in den Verfilmungen von Richard Oswald und G.W. Pabst näherer Untersuchung. Der Erfolg vor allem des ersten der beiden Romane, der sich schon in den ersten Wochen fünfzigtausendfach verkaufte, beruhte zum großen Teil auf der Wahl des sonst in Schweigen zu hüllenden Sujets. Erwartungen potentieller Leser auf authentische Beschreibungen von sexueller Lust dieser ‚gefallenen Mädchen‘ wurden allerdings enttäuscht. Die literarische Darstellung von Schmerz spielt in diesen Texten eine weit wichtigere Rolle, denn der sozio-politische wie moralische Fokus liegt auf dem „Märtyrium“ der Frauen.